In 7 Stationen:
Von der Krise in eine „neue Normalität“
Das Frühjahr 2020 wird einen besonderen Platz in den Geschichtsbüchern bekommen, das scheint fix. Das Corona-Virus, gegen das es derzeit kein Medikament und keine Impfung gibt, hat in großen Teilen der Welt das öffentliche Leben lahmgelegt. In einzelnen europäischen Staaten sind über 20.000 Tote zu beklagen. Die österreichische Bundesregierung hat seit Mitte März mit einem „lock-down“ reagiert und weil die Bevölkerung – unter beispielhafter Einbindung der Sozialpartner – sämtliche Schließungen und Maßnahmen mitgetragen hat, konnte Schlimmeres verhindert werden. Aber seit Wochen stehen Betriebe still, wird in Schulen nicht unterrichtet und leiden Menschen unter Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und unter Besuchsverboten. In Österreich befinden sich aktuell über 1 Million Menschen in Kurzarbeit und rund 600.000 sind arbeitslos. In seltener Einigkeit sprechen sämtliche Wirtschaftsforscher von der größten Krise seit dem 2. Weltkrieg. Also könnte der sehnlichste Wunsch lauten: „Am Besten im Eilzugtempo ein „Comeback“ schaffen, wo die Wirtschaft sich erholt, die Schüler/innen den versäumten Stoff nachholen und dann bald wieder alles beim Alten ist!“
Doch halt! Wollen wir das wirklich? Ein Leben schnell und laut? Oder richtiger: immer schneller, immer lauter? Und damit zurück in jenes Leben, das wir bisher als „normal“ bezeichnet haben? Oder gehen wir das Wagnis ein, mit einem „Fahrplan“ zu starten, der auch Stationen kennt, die uns zum Nachdenken einladen: Entdecken wir Gutes, das sich erst in schweren Zeiten bewährt. Und gleichzeitig Dinge, die bisher unverzichtbar erschienen und dabei gar nicht fehlen. In Venedig schwimmen wieder Fische in den Kanälen, am Bosporus sieht man statt der Öltanker Delphine und der blaue Himmel wird von keinen Flugzeugen durchkreuzt – alles Hinweise für mögliche Veränderungen. Wenn wir also nicht „automatisch“ zurück zu alten Mustern wollen, wird es ein gemeinsames Nachdenken brauchen über „das, was besser bleibt!“ wie der Titel eines Songs der deutschen Sänger von „Maybebop“ lautet. Wenn wir uns auf das Wesentliche besinnen, dann können jene Werte, die wir als FCG aus der „Christliche Soziallehre“ schöpfen, hilfreiche Stationen auf der Fahrt in eine „neue Normalität“ sein: Werte, die wirklich zählen!
Fahrplan
Mit Werten der Soziallehre in 7 Stationen von der Krise in eine „neue Normalität“
1 Station: VORRANG MENSCH
Eine Welt, in der jeder Mensch mit persönlicher Würde und unveräußerlichen Rechten als „Gesamtkunstwerk“ wahrgenommen wird.
2 Station: GEMEINWOHL
Eine Gesellschaft, die auf das Gemeinwohl baut und allen ermöglicht, ihr Menschsein zu verwirklichen.
3 Station: GERECHTE VERTEILUNG
Das Streben nach einer möglichst gerechten Verteilung, weil die Erde für alle Menschen da ist.
4 Station: SUBSIDIARITÄT
Mehr subsidiäre Stärkung von kleinen Einheiten, wie z.B. Familien und Gemeinden und weniger Zentralismus.
5 Station: LEBENDIGE DEMOKRATIE
Ein Aufblühen der Demokratie, an der sich Bürgerinnen und Bürger aktiv beteiligen.
6 Station: SOLIDARITÄT
Gelebte Solidarität, in der die Menschen in „gegenseitiger Verantwortung“ füreinander einstehen.
7 Station: NACHHALTIGKEIT
Eine Zivilisation der Nachhaltigkeit, in Balance zwischen wirtschaftlichem Wettbewerb, sozialem Schutz und Bewahrung der Lebensgrundlagen.
Franz Gosch & Andreas Gjecaj
Franz Gosch ist FCG-Landesvorsitzender Steiermark & GPA-Bundesgeschäftsführer
Andreas Gjecaj ist FCG-Generalsekretär, ÖGB-Sekretär und Redakteur des „Vorrang Mensch“-Teams